Interview: Karl Lagerfeld: Choupettes Geheimnis | GALA.de

2022-09-09 17:56:37 By : Ms. Celia Wang

Samtweiche Haare, stahlblaue Augen, ein hübsches Gesicht, schwebende Bewegungen: Majestätisch rekelt sich das Model vor der Kamera. Spätestens nach dem siebten Motiv hat es allerdings keine Lust mehr, faucht und wirft allen Beteiligten beleidigte Blicke zu. Normalerweise würde man Mannequins, die während der Arbeit an millionenschweren Kampagnen durch divenhafte Allüren auffallen, vor die Tür setzen. Choupette jedoch ist unantastbar. Alle müssen sich nach der Birma-Katze richten. Vor allem ihr Besitzer Karl Lagerfeld, der sie gerade für den „Opel Corsa Fotokalender 2015“ in Szene setzt.

Als "Gala" den Star-Designer während des Katzen-Shootings in Paris trifft, wirkt er angespannt. Immer wieder erkundigt er sich nach dem Wohlbefinden seines Luxusgeschöpfs. "An erster Stelle steht Choupette. An zweiter steht auch Choupette. An dritter dann ich", sagt Lagerfeld. Dass er ein Haustier einmal so lieben würde, hätte er nie gedacht. „Früher mochte ich Katzen nicht sonderlich. Aber ich hatte auch noch nie eine Choupette gesehen.“

Der Modemacher befindet sich dabei in bester Gesellschaft, schließlich reicht die Verehrung der Katze bis ins alte Ägypten zurück. Vor allem Künstler fühlen sich von ihrem mysteriösen Wesen angezogen – Leonardo da Vinci schuf das erste bekannte Katzenbild, Alfred Dürer zeichnete eine Katze, die Adam und Eva zu Füßen liegt. Und Karl Lagerfeld? Baut ein ganzes Imperium für sie auf. Choupette hat eine eigene Kosmetiklinie, ein Buch, über 42000 Fans, die ihr auf Twitter folgen – und sie fliegt im Privatjet um die Welt. Im GALA-Interview wird klar, was ihm dieses kleine Wesen bedeutet. Denn es gibt nur wenige Fragen, auf die er keine genaue Antwort weiß. "Ich kann es nicht in Worte fassen", sagt er über die Gefühle zu seiner Katze. Und so findet er es sogar amüsant, dass sie ganz nach ihren eigenen Regeln lebt.

Herr Lagerfeld, Choupette hat größere Allüren als manches Supermodel, sie hat sogar schon nach einem Ihrer Mitarbeiter geschnappt. Wie schwierig ist die Arbeit mit einer Katze?

Um das Shooting nicht zu gefährden, habe ich Françoise mitgebracht.

Eine der zwei jungen Frauen, die sich nur um Choupette kümmern. Sie will das Gefühl von Sicherheit. Es muss also immer jemand im Haus sein, auch wenn sie schläft.

Teilen Sie mit Choupette das Bett?

Meistens schläft sie am Fußende. Manchmal legt sie sich auch neben mich aufs Kissen. Oder quer über mein Gesicht, damit ich morgens früh gegen sieben Uhr aufwache. Dann soll ich ihr Frühstück servieren.

Wie anspruchsvoll ist Ihre Katze?

Sehr. Man kann ihr zum Beispiel nichts zu essen geben, was nicht für sie speziell zubereitet ist. Choupette werden vier Gerichte gleichzeitig serviert, und dann probiert sie von jedem etwas. Sie nimmt nichts, was nicht frisch aus dem Topf kommt. Und wenn ein Gericht längere Zeit auf dem Teller liegt, will sie es nicht mehr haben.

Im Islam gilt die Katze als besonders reines Tier – was sie frisst, bekommt auch dem Menschen. Teilen Sie manchmal Ihr Essen mit Choupette?

Will sie nicht. Sie nimmt nichts, was nicht von ihrem eigenen Teller ist. Sie hält höchstens ihre Zunge mal woanders rein. Aber nur für drei Sekunden.

Würden Sie Ihr eigenes Kind auch so verwöhnen?

Ja, deswegen habe ich keine eigenen Kinder. Die Leute regen sich schon auf, weil ich meinem sechsjährigen Patenkind Hudson eine Rolex geschenkt habe. Aber er will es so. Letztens hat mein Privatsekretär Sebastian ihn ermahnt, weil er etwas von meinem Schreibtisch genommen hat. Hudsons Antwort: "Alles, was Karl gehört, gehört auch mir."

Ein selbstbewusstes Kind. Ist Choupette eifersüchtig auf Hudson?

Choupette hasst ihn. Sie mag keine Kinder und keine anderen Tiere.

Was missfällt ihr sonst noch?

Einmal im Monat kommt ein Tierarzt, um eine Blutprobe zu nehmen und die Nägel zu schneiden. Dr. Horn, eine Deutsche, ist die bekannteste Tierärztin hier in Frankreich. Ich bin nie dabei, sonst würde ich mich unbeliebt machen. Denn danach will Choupette drei Tage lang nicht sprechen, sie ist dann richtig sauer.

Sie sprechen mit Ihrer Katze?

Manchmal guckt Choupette mich an, als würde sie mir tiefsinnige Fragen stellen. Ich weiß leider nicht welche. Das ist auf eine Art beruhigend. Sie schläft ja auch viel. Deswegen ist es zwischen uns so harmonisch.

Laut einer Studie sind Katzenbesitzer intelligenter, Hundebesitzer haben mehr Freunde. Würden Sie das unterstreichen?

Deswegen ist die Katze genau mein Fall. Freunde sollte man nicht zu viele haben, weil es unnötig ist. Und Intelligenz tut nie weh.

Wie viele echte Freunde haben Sie?

Es gibt keine Liste, sondern viele Abschattierungen. Ich vertraue niemandem alles an. Außer Choupette. Sie kann meine Geheimnisse nicht ausplaudern. Das ist ja das Gute.

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